Mankaluk

Ich flog, weit über das Land.
Ich stürzte mich in die Lüfte, in die Winde, genoss die Kühle der Wolken und die Wärme der Sonne.

Mein Feuer brannte hell in mir, und mein Menschsein war beinahe vergessen.


Ich flog, stunden-, tage-, jahrelang. Manchmal fiel ich auch nur eine Weile, bis ich knapp über dem Boden angelangt war, nur um dann sogleich wieder in die höchsten Himmel hinaufzusteigen, weiter noch als zuvor.

Ich genoss diese Zeit, ich aß nichts, trank nichts, kostete nur das Vergessen und das Glück.

Ja, ich war glücklich.

Doch wie in jedem Leben, so sollte auch meines nicht ewig so bleiben. Denn eines Tages erreichte ich eine Gegend, die ich nicht kannte. Ich hatte nicht geglaubt, dass es so etwas noch gäbe und neugierig erkundete ich die seltsamen Wolkengebilde und Luftwirbel, bis ich auf einen Tempel stieß. Er schwebte, verborgen in dem Windwald und seine silbernen Tore waren weit geöffnet. Die Mauern glänzten weiß und das Dach schimmerte golden, aber in seinem Inneren war nichts zu erkennen, nur Dunkelheit. Begierig, mehr über diesen Ort zu erfahren, landete ich auf den breiten Stufen. Ich schwankte, die lange Zeit in den Lüften hatte meine Beine gefühllos gemacht für das Wunder der Festigkeit. Die Steine waren rau unter meinen Pranken und meine Flügel kribbelten, die Luft, die sie stützten, vermissend.

Langsam stieg ich die Treppe hinauf und schnupperte neugierig. Es roch nach Staub und Dunkelheit und nach einem Geheimnis. Ich verschwand im Dunkel und trotz meiner Drachenaugen vermochte ich nichts zu erkennen. Meine unsicheren Schritte verhallten in einem großen Saal.

Plötzlich und ohne es zu wollen fiel ich wieder, wie schon oft, einzig und allein verdross mich die Tatsache, dass ich nicht sah, wohin ich fiel, dass das Loch, in das ich gestürzt war, genauso dunkel war wie alles andere.

Ich spreizte die Flügel und verlangsamte so meine Fahrt. Wieder verspürte ich Boden unter meinen Füßen, doch diesmal war er weich und körnig wie Sand. Der seltsame Geruch hatte noch zugenommen und ich stolperte vorwärts, immer meiner Nase nach, bis ich an einen Schrein stieß.

Noch immer vermochte ich nichts zu erkennen und ich blies ein wenig Feuer in die Luft.

Das kurze Aufleuchten hatte mir etwas gezeigt, was mein Entsetzen erweckte. Tausend oder mehr Drachenköpfe, aufgereiht, einer über dem anderen. Plötzlich hörte ich ein Geräusch. Erschrocken drehte ich mich um. Zitternd stand ich da. Wir Drachen sind mutig und haben selten Angst, da wir über riesige Kräfte verfügen. Aber was auch immer all meine Genossen getötet hatte - es war noch hier, und es würde auch mich töten.

Ich rannte, versuchte im Dunkeln den Schacht zu finden, durch den ich gekommen war. Aber er war verschwunden. Ich war gefangen und presste mich gegen die Mauern. Etwas näherte sich.

Was dann geschah - ich weiß es nicht. Ich bin jetzt hier und weiß nicht einmal, wo hier ist und ob ich noch lebe. Helft mir!